Heiliger Gral - Nach den Schwierigkeiten
Nach langen 15 Seillängen ist die Vorfreude auf die letzte Seillänge und den Gifpelausstieg groß.
Heiliger Gral - Gipfel
Auf den weichen Graspolstern des Vorgipfel lässt sich die Aussicht zur Riegerin und zum Schönberg besonders gut genießen.
Heiliger Gral - Abstieg
Beim Abstieg vom Hauptgipfel fällt unser Blick auf den Hochwart, welcher uns bereits an den nächsten Winter denken lässt.

Heiliger Gral (VIII-)

Hochgang Nordwand (Hochschwabgruppe)

Am 31. August 2019 nutzten Andre und ich die wohl letzten angenehmen Nordwandbedingungen dieses Sommers um eine neue Wand zu erkunden. Die lange Anfahrt aus Graz zur verlassenen Nordseite des Hochschwabmassivs sollte sich lohnen: Nach den etwas gesuchten Seillängen am Vorbau folgen traumhafte Seillängen in meist kompaktem, rauhem, wasserzerfressenen Fels. Die Seillängen des Grals nützen geschickt die Schwächen der imposanten Headwall aus um sich in klassischer Manier zum Gipfel zu schlängeln. Die schweren Stellen sind super mit Bohrhaken abgesichert und könnten auch problemlos A0 bewältigt werden. Der VI. Grad sollte dennoch beherrscht werden. Wenige Cams bis Größe BD 1 können im leichteren Gelände manchmal hilfreich sein. Ansonsten werden 12 Exen, sowie 60 m Halbseile benötigt.

Zustieg: Vom Parkplatz an der B24 (47.646085, 15.121081) folgt man der Forststraße Richtung Norden in den Kanlergraben. Am Ende der Forststraße zweigt gut sichtbar und von Steinmännern markiert ein schmaler Pfad in den Wald ab. Diesem folgt man in angenehmer Steigung bis unter die Nordwand des Hochgangs zu den zwei letzten Bäumen im Weittal. Hier ist ein Rucksackdepot günstig, da der Abstiegsweg direkt hier wieder auf den Aufstiegspfad mündet. Von dort zweigt ein ersichtlicher Pfad nach rechts über ein ansteigendes Band ab. Nach dem teils ausgesetzten Band, steigt man ein paar Meter bis zu den zwei Einstiegsbohrhaken der Route Gordis Magic Line ab (ein Bohrhaken ist mit einer roten Schnur markiert). Der Einstieg ist auf ungefähr 1400 m. 2h.

Routenverlauf: Zunächst folgt man den ersten drei Seillängen der Magic Line, ehe über ein breites Band nach links bis ans Ende der steilen Überhänge ausgewichen wird. Hier erreicht man innerhalb 4 Seillängen in relativ direkter Linie das zweite große Band. An einem Bohrhaken klettert man eine kleine Rampe links nach oben, ehe man kurz nach rechts in ein schönes Risssystem klettert. Über Letzeres erreicht man den eigentlichen Beginn der Route Heiliger Gral. Ab sofort ist die Wegfindung einfach, da sich Bohrhaken in kurzen Abständen vorfinden und die Route der natürlichen Linie in eindrucksvoller Weise folgt. Die Schlüsselstellen sind mit Sicherheit der diffiziele Quergang, der etwas Nerven und Geduld benötigt um die wenigen aber doch vorhandenen Griffe zu finden, sowie die leicht überhängende Passage drei Seillängen später an welcher Leistenstrom von Nöten ist. Ein tolles Topo findet sich hier.

Abstieg: Die Route endet am Wandbuch des Vorgipfels. Von dort folgt man in einfach Gelände dem Grat einige Minuten bis zum Gipfel, welcher mit einem kleinen Kreuz markiert ist. Vom Gipfel steigt man Richtung Süden (Blick zum Hochwart) in eine gut ersichtliche Mulde ab. Dort sieht man erneut einen Pfad, welchem man nach Osten in eine breite Schotterrinne folgt. Diese steigt man unschwierig aber mühsam ab, wobei zwei Steilstufen überwindet werden müssen: die erste westlich, die zweite östlich. Asbald sind die zwei Bäume des Einstiegbandes erreicht. Der weitere Abstieg erfolgt über den Zustiegspfad. 2.5h.

Fazit: Nachdem man den etwas gesuchten Vorbau überwunden hat, tolle, lohnenswerte, top abgesicherte Tour an kompaktem Fels. Die Schwierigkeitsangabe ist gutmütig, vor allem in den leichteren Längen.